Grafikkarte neu starten: Anleitung für Windows

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von Vik
ca. 5 Min.

Es passiert schneller, als man denkt: Plötzlich flackert der Bildschirm, friert ein oder zeigt nur noch wirre Farben. Ein kurzer Schreckmoment. Doch in vielen Fällen liegt die Ursache nicht beim Monitor selbst, sondern bei einem zickigen Grafiktreiber. Dieser Treiber ist die Software-Brücke zwischen deiner Grafikkarte und dem Windows-Betriebssystem. Wenn hier etwas aus dem Takt gerät, kann das drastische Auswirkungen auf die Darstellung auf deinem Bildschirm haben.

Die gute Nachricht: Du musst nicht gleich den gesamten Rechner neu starten. Oft reicht es, den Grafiktreiber neu zu starten – ein schneller Erste-Hilfe-Trick, der deinen Bildschirm in Sekundenschnelle wiederbeleben kann. Besonders praktisch ist das, wenn du gerade mitten in einem Spiel, einem Zoom-Call oder bei der Arbeit an einem ungespeicherten Dokument bist.

In diesem Guide zeigen wir dir 5 Methoden, mit denen du den Grafiktreiber unter Windows 10 und 11 neu starten kannst. Schritt für Schritt, ohne Fachchinesisch.

Methode 1: Der Shortcut

Die vermutlich schnellste Methode ist zugleich die einfachste: Drücke gleichzeitig

Windows + Strg (Ctrl) + Shift + B.

Was passiert dabei?

  • Dein Bildschirm wird für 1–3 Sekunden schwarz.
  • Ein kurzer Signalton ertönt (meist ein „Pling“).
  • Windows setzt in diesem Moment den Grafiktreiber zurück.

Das Ergebnis: Deine Anzeige ist danach (hoffentlich) wieder normal. Programme, Browserfenster, Spiele – alles läuft im Hintergrund weiter. Du verlierst also nichts.

Wichtige Hinweise:

  • Diese Tastenkombination funktioniert nur ab Windows 10.
  • Falls nichts passiert, prüfe, ob du eine Tastatur mit Gaming-Modus verwendest, der die Windows-Taste deaktiviert. Deaktiviere diesen Modus oder wechsle zur Not auf eine andere Tastatur.

Für wen ist das geeignet? Diese Methode ist ideal für alle, die schnelle Hilfe brauchen, z. B. Gamer, Designer, Entwickler oder im Homeoffice.

Methode 2: Über den Geräte-Manager – manuell, aber effektiv

Du fragst dich vielleicht, ob es überhaupt einen Unterschied macht, ob du eine NVIDIA- oder AMD-Grafikkarte verwendest, wenn es um Probleme wie diese geht? Dann lohnt sich ein Blick in unseren Artikel AMD oder NVIDIA – was ist der Unterschied?. Dort erfährst du, welche GPU-Typen welche Stärken haben – und wie sie sich auch in puncto Treiberhandling unterscheiden können.

Wenn du lieber klickst als tippst, kannst du den Grafiktreiber auch über den Geräte-Manager neu starten.

Schritt-für-Schritt-Anleitung:

  1. Geräte-Manager öffnen:
    • Rechtsklick auf das Windows-Startmenü.
    • Wähle „Geräte-Manager„.
    • Alternativ: Windows + R drücken → devmgmt.msc eingeben → Enter.
  2. Grafikkarte finden:
    • Klappe den Punkt „Grafikkarten“ aus.
    • Notiere dir den Namen deiner Karte (z. B. „NVIDIA GeForce RTX 3060“).
  3. Treiber deaktivieren:
    • Rechtsklick auf die Karte → „Gerät deaktivieren„. (Hinweis beachten!)
    • Bestätige den Hinweis. Der Bildschirm kann kurz schwarz werden.
  4. Warten:
    • Gib dem System 5–10 Sekunden.
  5. Treiber reaktivieren:
    • Rechtsklick erneut → „Gerät aktivieren„.
  6. Fertig!

Was tun, wenn du zwei Grafikeinheiten hast (z. B. Onboard + dediziert)? Keine Sorge: Windows verwaltet das normalerweise selbst. Du solltest aber nicht beide gleichzeitig deaktivieren, da du sonst komplett ohne Anzeige dastehst.

Und wenn du keine Onboard-Grafik hast? Dann ist besondere Vorsicht geboten: Wenn dein System ausschließlich eine dedizierte Grafikkarte verwendet und du diese deaktivierst, fehlt dem System jede Möglichkeit zur Bildausgabe. Das bedeutet: Der Bildschirm bleibt schwarz und du kannst auch nichts mehr wieder aktivieren, weil du schlichtweg nichts mehr siehst.

In einem solchen Fall gibt es jedoch ein paar mögliche Rettungswege:

  • Kurz warten: Manche Systeme reaktivieren den Treiber automatisch nach einigen Sekunden. Wenn also nach 10–20 Sekunden wieder ein Bild erscheint, hast du Glück gehabt.
  • Blindbedienung mit Tastenkombinationen: Erfahrene Nutzer können versuchen, den Treiber „blind“ wieder zu aktivieren, z. B. mit gespeicherten Shortcuts oder per Remote-Zugriff über ein Smartphone oder anderes Gerät.
  • Zweites Display oder Monitoranschluss wechseln: Manchmal hilft es, einen zweiten Monitor anzuschließen oder von HDMI auf DisplayPort (oder umgekehrt) zu wechseln, da manche Anschlüsse nach der Reaktivierung vorrangig erkannt werden.
  • Neustart im abgesicherten Modus: Halte während des Hochfahrens die Umschalttaste gedrückt oder nutze einen bootfähigen USB-Stick, um in den abgesicherten Modus zu starten und den Treiber dort wieder zu aktivieren.
  • Remote-Zugriff oder Fernwartung: Wenn du Fernzugriff (z. B. über TeamViewer oder Windows Remote Desktop) eingerichtet hast, kannst du deinen PC über ein anderes Gerät wieder bedienen.

Fehlt all das, bleibt als letzter Ausweg nur ein harter Neustart. Idealerweise vermeidest du solche Szenarien ganz, indem du den Treiber nur deaktivierst, wenn du eine Onboard-Grafik oder ein zweites Ausgabegerät sicher zur Verfügung hast.

Methode 3: Task-Manager-Tricks – Programme oder den Explorer neu starten

Nicht immer ist der Grafiktreiber schuld. Manchmal hängt nur eine Anwendung oder die Windows-Oberfläche selbst. Hier hilft der Task-Manager.

Variante A: Hängendes Programm beenden

  1. Drücke Strg + Shift + Esc (oder Strg + Alt + Entf → „Task-Manager“).
  2. Klicke auf „Weitere Details“ (falls im Kompaktmodus).
  3. Finde das Programm, das „Keine Rückmeldung“ zeigt.
  4. Rechtsklick → „Task beenden“.
  5. Bildschirm wieder normal? Dann war es kein Treiberproblem.

Variante B: Explorer neu starten

  1. Im Task-Manager zum Tab „Prozesse“ wechseln.
  2. Scrolle zu „Windows-Explorer“.
  3. Rechtsklick → „Neu starten“.

Der Desktop und die Taskleiste verschwinden kurz und erscheinen neu. Praktisch, wenn das Interface eingefroren scheint.

Methode 4: PowerShell oder Eingabeaufforderung (für Fortgeschrittene)

Du willst oder musst den Treiber per Kommandozeile neustarten? Dann ist diese Methode für dich. Du benötigst allerdings das Tool devcon.exe aus dem Windows Driver Kit (WDK).

Was du tun musst:

  1. Lade das WDK von Microsoft herunter (google: „WDK Devcon download“).
  2. Installiere es und finde devcon.exe.
  3. Finde die Hardware-ID deiner Grafikkarte (Geräte-Manager → Eigenschaften → Details → Hardware-IDs).
  4. Starte PowerShell oder Eingabeaufforderung als Administrator.
  5. Führe aus: devcon disable "DEINE-HARDWARE-ID" devcon enable "DEINE-HARDWARE-ID"
  6. Fertig. Der Bildschirm wird kurz schwarz, der Treiber ist neu geladen.

Achtung: Diese Methode ist mächtig, aber bei falscher Nutzung auch riskant. Für Alltagsnutzer reichen die vorherigen Methoden.

Methode 5: Windows neu starten – der letzte Ausweg

Wenn nichts mehr geht (kein Shortcut, kein Task-Manager, kein Klick) und du nur noch auf einen schwarzen Bildschirm starrst, hilft nur noch:

  • Netzschalter 5 Sekunden gedrückt halten, bis der PC ausgeht.
  • Danach normal starten.

Zwar unschön, aber in fast allen Fällen startet der Grafiktreiber danach wieder korrekt.

Extra-Tipp: Treiber aktualisieren oder neu installieren

Wenn du bei der Fehlersuche auch auf Begriffe wie „DLSS“ stößt und wissen willst, wie moderne Grafikfunktionen mit deinem Treiber zusammenspielen, wirf einen Blick auf unseren Guide Was ist DLSS?. Dort erfährst du, wie die Technik funktioniert und was sie für Gamer und Kreative bedeutet.

Wenn du ständig Probleme hast, hilft ein Update oder eine saubere Neuinstallation:

  1. Geräte-Manager öffnen.
  2. Rechtsklick auf die Grafikkarte → „Treiber aktualisieren“.
  3. Noch besser: Lade den neuesten Treiber direkt vom Grafikkartenhersteller (NVIDIA, AMD, Intel) herunter und installiere ihn manuell.

Vergiss nicht: Nach der Installation am besten einmal neu starten!

Kleine Ursache, große Wirkung

Ein eingefrorener Bildschirm, Grafikfehler oder Flackern sind keine Grund für Panik. In vielen Fällen kannst du das Problem selbst und in wenigen Sekunden lösen – ganz ohne IT-Support.

Die Tastenkombination Win + Ctrl + Shift + B ist dabei dein bester Freund. Wenn die nicht hilft, stehen dir mit Geräte-Manager, Task-Manager, PowerShell & Co. weitere Optionen offen.

Wichtig ist: Bleib ruhig, gehe methodisch vor – und vor allem: Speichere regelmäßig deine Arbeit. Denn auch wenn der Grafiktreiber sich meistens problemlos neu starten lässt, ist Vorbeugen immer besser als Nachtrauern. Mit diesem Wissen bist du für die nächste Grafikpanne bestens gewappnet.

Zuletzt aktualisiert am April 16, 2025 um 3:52 pm . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.