2021 war kein einfaches Jahr für PC-Gamer. Lieferengpässe, Krypto-Hype, absurde Preise – und mittendrin: die AMD Radeon RX 6700 XT. Eine Karte, die vielversprechend gestartet ist, aber nie so richtig ankam. Bis jetzt.
Im Jahr 2025 ist das Blatt gewendet. Die RX 6700 XT hat ihren zweiten Frühling – und zwar völlig zu Recht. Mit 12 GB VRAM, solider 1440p-Leistung und einem Gebrauchtpreis unter 300 Euro ist sie heute eine der spannendsten Karten für Sparfüchse und Performance-Fans gleichermaßen.
Dieser Guide zeigt dir, warum sich ein Blick auf diese GPU heute mehr denn je lohnt. Und vor allem: welche Modelle du wirklich kaufen solltest – und welche du lieber links liegen lässt.
Die RX 6700 XT in der Gaming-Landschaft 2025
Architektonische Grundlagen: Was RDNA 2 heute noch leistet
Im Herzen der RX 6700 XT schlägt der Navi-22-Chip – Teil der RDNA-2-Familie, die auch Konsolen wie die PS5 und Xbox Series X antreibt. Mit 40 Compute Units, 2560 Stream-Prozessoren und Taktraten jenseits der 2400 MHz-Marke ist sie erstaunlich flink unterwegs. Und das, obwohl sie offiziell schon zum „alten Eisen“ gehört.
Der Clou liegt in der Architektur: AMDs Infinity Cache (96 MB) kompensiert das 192-Bit-Interface elegant und sorgt für hohe Bandbreite bei geringerem Energiebedarf – zumindest auf dem Papier.
Leistungsprofil: Warum 1440p ihr Sweet Spot ist
In der Praxis zeigt sich: Für klassisches 1080p- und 1440p-Gaming ist die RX 6700 XT ein echtes Arbeitstier. Aktuelle AAA-Titel wie Alan Wake 2 oder Cyberpunk 2077 laufen in hohen Einstellungen bei über 60 FPS – solange du Raytracing meidest.
Besonders stark: der 12-GB-VRAM. Während viele Karten mit 8 GB zunehmend an ihre Grenzen stoßen, meistert die RX 6700 XT auch speicherhungrige Spiele ohne Ruckeln oder Texturprobleme. Eine Investition in sorgenfreies Gaming – auch in den kommenden Jahren.
Feature-Check: Wo die RX 6700 XT glänzt – und wo nicht
Ihre größte Stärke ist die Rasterization-Performance. Wer keine fancy Raytracing-Reflektionen braucht, bekommt hier rohen Schub für wenig Geld.
Doch es gibt auch Schattenseiten:
- Raytracing-Leistung: Nur bedingt brauchbar – vor allem im Vergleich zur RTX-Serie von Nvidia.
- Upscaling: FSR ist nett, aber DLSS ist (noch) besser – vor allem bei Bildschärfe und Detailwiedergabe.
- Energieverbrauch: Mit 230 Watt ist sie kein Sparfuchs, aber auch kein Stromfresser à la RX 6800.
Konkurrenzvergleich
RX 6700 XT vs. RTX 4060: Mehr Speicher oder modernere Features?
Die RTX 4060 punktet mit Effizienz, Raytracing und DLSS 3. Klingt gut – aber: Sie hat nur 8 GB VRAM. Das wird bei modernen Spielen zum Nadelöhr. In vielen Benchmarks liegt die RX 6700 XT 15–20 % vorne – zumindest ohne Raytracing.
Die Entscheidung ist also einfach:
- Du willst maximale FPS und zukunftssicheren Speicher? → RX 6700 XT.
- Du willst Raytracing, Frame Generation und modernste Features? → RTX 4060.
RX 6700 XT vs. RTX 3060 Ti: Der späte Sieger
Die 3060 Ti galt lange als Preis-Leistungs-Liebling – zu Recht. Doch im Jahr 2025 hat die RX 6700 XT klar die Nase vorn. Mehr VRAM, mehr FPS, besser gealtert. Vor allem in neuen Spielen mit hohen Texturanforderungen zeigt sich: 8 GB sind oft zu wenig.
RX 6700 XT vs. RX 6750 XT: Lohnt sich der Aufpreis?
Die RX 6750 XT ist eine leicht übertaktete Variante – mit minimalem Leistungsplus (2–4 %). Der Aufpreis? Je nach Modell 20–40 Euro. Unser Tipp: Greif zur günstigeren Karte, es sei denn, das teurere Modell hat einen deutlich besseren Kühler.
Die besten Custom-Modelle der RX 6700 XT
Die RX 6700 XT gibt es in zig Varianten – von superleise bis supergünstig. Doch nicht jedes Modell ist gleich gut. Der wichtigste Punkt: OC-Versionen bringen kaum Mehrleistung. Der wahre Unterschied liegt in der Kühlung, Lautstärke und Verarbeitung.
Tier 1 – Die leisesten und kühlsten Premium-Modelle
Sapphire Nitro+
Der König unter den RX-6700-XT-Karten. Extrem leise (unter 27 dBA), top verarbeitet, Dual-BIOS, starke Kühlung. Wenn du Wert auf Komfort und Langlebigkeit legst, ist das hier dein Modell.
PowerColor Red Devil
Dicht dahinter. Auch sehr leise, massive Bauweise, gute Temperaturen. Einziges Manko: vereinzelt Spulenfiepen – das ist aber glücksabhängig.
Tier 2 – Die Preis-Leistungs-Könige für kluge Käufer
XFX MERC 319 / QICK 319
Triple-Fan-Kühler, sehr leise, starke Kühlleistung – aber riesig. Check dein Gehäuse, bevor du zuschlägst. Ideal, wenn du top Performance zum mittleren Preis suchst.
Sapphire Pulse
Etwas kleiner, aber solide. Das beste Dual-Fan-Design im Mittelklasse-Segment – besonders gut, wenn du auf Kompaktheit und Lautstärke achtest.
Gigabyte Gaming OC
Solides Gesamtpaket. Nicht ganz so leise wie andere, aber temperaturstabil. Günstig und zuverlässig – besonders attraktiv bei gutem Angebot.
Tier 3 – Budget-Modelle mit Abstrichen
MSI Mech 2X
Finger weg – außer zum Schleuderpreis. Laut, heiß und billig verarbeitet. Nur für Bastler mit Undervolting-Erfahrung.
PowerColor Fighter
Minimalistisches Design, aber in kleinen Gehäusen schnell zu heiß. Kann funktionieren – muss aber nicht. Besser nur mit sehr gutem Airflow.
Sonderfall: Lohnt sich ein Premium-Modell wie die ASUS ROG Strix?
Die ROG Strix OC ist ein technisches Meisterwerk – hervorragende Kühlung, leise, extrem stabil gebaut. Aber: Die Mehrleistung ist minimal (1–3 %), der Aufpreis dafür oft enorm. Du zahlst für das Prestige, nicht für echte Vorteile.
Wenn du ein gutes Angebot findest (unter 280 €) und Wert auf maximale Kühlreserven legst: Zuschlagen. Ansonsten liefern Sapphire Nitro+ oder XFX MERC 319 fast identische Ergebnisse – für weniger Geld.
Technischer Vergleich der RX 6700 XT Custom-Karten
Welche Karte ist wie laut, wie heiß – und wie groß? Hier hilft ein Blick auf die Technikdaten. Denn in der Praxis zählt nicht nur die Performance, sondern auch: Passt das Ding ins Gehäuse? Wird sie zu laut? Und wie viele Anschlüsse brauchst du?
Modell | Kühlung | Länge / Slots | Stromanschlüsse | GPU-Temp. (Last) | Lautstärke | Besonderheit |
Sapphire Nitro+ | Triple-Fan | 310 mm / 2.5 Slots | 1× 8-Pin + 1× 6-Pin | ~70 °C | 27 dBA | Extrem leise, Dual-BIOS, sehr hochwertig |
PowerColor Red Devil | Triple-Fan | 320 mm / 3 Slots | 2× 8-Pin | ~69 °C | 28 dBA | Flüsterleise, sehr robust, gutes OC-Verhalten |
XFX MERC 319 | Triple-Fan | 323 mm / 2.6 Slots | 2× 8-Pin | ~69 °C | 25 dBA | Sehr leise, aber extrem lang |
Gigabyte Gaming OC | Triple-Fan | 282 mm / 2 Slots | 1× 8-Pin + 1× 6-Pin | ~69 °C | 34 dBA | Gute Temperaturen, etwas lauter |
Sapphire Pulse | Dual-Fan | 260 mm / 2.2 Slots | 1× 8-Pin + 1× 6-Pin | ~72 °C | k.A. | Kompakt, ausgewogen, gute Verfügbarkeit |
ASUS ROG Strix (Quiet) | Triple-Fan | 322 mm / 2.9 Slots | 2× 8-Pin | ~64 °C | 29 dBA | Beste Kühlung, aber teuer und groß |
MSI Gaming X | Dual-Fan | 279 mm / 2.5 Slots | 2× 8-Pin | ~73 °C | 29 dBA | Solide Alternative zur Strix |
MSI Mech 2X | Dual-Fan | 247 mm / 2 Slots | 2× 8-Pin | >80 °C | >36 dBA | Laut, heiß – nur bei starkem Rabatt |
Hinweis: Werte können je nach Testumgebung leicht variieren. Quelle: TechPowerUp, Geizhals, Nutzerberichte.
RX 6700 XT gebraucht kaufen
Neupreise vs. Gebrauchtmarkt: Was wirklich Sinn ergibt
Im regulären Handel ist die RX 6700 XT 2025 kaum noch neu erhältlich. Und wenn doch, dann zu Mondpreisen – 700 bis über 1000 Euro für eine Karte, die gebraucht 250 € kostet? Lass das. Wirklich.
Der Gebrauchtmarkt ist dein Spielfeld. Plattformen wie eBay Kleinanzeigen oder Hardwareluxx bieten eine Vielzahl an Angeboten – oft in gutem Zustand und zu realistischen Preisen.
Preisentwicklung: Vom Mining-Hype zum Schnäppchen
Zur Erinnerung: 2021/22 war die RX 6700 XT teils für über 1000 € gelistet. Heute bekommst du solide Custom-Modelle ab etwa 230–280 €. Ein dramatischer Preisverfall – und eine echte Chance für dich.
Der Wertverlauf zeigt: Jetzt ist ein guter Zeitpunkt zum Zuschlagen. Der Preis hat sich stabilisiert, während die Leistung in aktuellen Spielen weiterhin überzeugt.
Worauf du beim Gebrauchtkauf achten solltest
- Lüftergeräusche checken: Frag nach Spulenfiepen oder Lagerschäden.
- Kaufbeleg & OVP: Immer ein gutes Zeichen – vor allem bei Restgarantie.
- Bilder vom GPU-Z-Screenshot: Zeigt Modell, BIOS-Version, Takt usw.
- Finger weg bei Miningkarten ohne Garantie – es sei denn, du weißt genau, was du tust.
Die richtige Systemintegration
Netzteil-Empfehlung: Wie viel Watt wirklich nötig sind
Die Karte selbst zieht bis zu 230 Watt. Mit einem Ryzen 5 oder Core i5 solltest du auf ein Netzteil mit mindestens 600–650 Watt setzen – idealerweise mit 80+ Gold und einem dedizierten 12V-Rail. Billig-PSUs vermeiden!
CPU-Kombinationen: Was passt ideal zur 6700 XT?
Die Faustregel: Je höher die Auflösung, desto weniger CPU-Limit. Für 1440p und darüber brauchst du keine High-End-CPU – aber sie sollte modern und effizient sein:
AM4-Plattform (AMD):
- Budget: Ryzen 5 5600
- Optimal: Ryzen 5 5600X oder 5700X
- Enthusiast: Ryzen 7 5800X3D (beste Gaming-CPU für AM4)
Intel-Plattform (LGA1700):
- Budget: Core i5-12400F
- Optimal: Core i5-13400F
- Enthusiast: Core i5-13600KF oder i7-13700F
Mit diesen CPUs stellst du sicher, dass die RX 6700 XT nicht gebremst wird – und du das volle Leistungspotenzial ausschöpfen kannst.
Zukunftssicherheit und Treibersupport
Die gute Nachricht: RDNA 2 ist noch lange nicht tot. AMD bringt regelmäßig neue Treiber – inklusive Performance-Optimierungen für aktuelle Spiele. Und: Auch 2025 werden viele Titel weiterhin auf klassische Rasterization setzen.
Der wichtigste Zukunftsfaktor ist aber der 12-GB-VRAM. Viele neue Titel (z. B. The Last of Us, Hogwarts Legacy) zeigen, dass 8 GB schlicht nicht mehr reichen. Mit der RX 6700 XT bist du für die nächsten Jahre solide aufgestellt – vor allem bei 1080p und 1440p.
Fazit
Du willst maximale Leistung für unter 300 Euro? Du spielst auf 1080p oder 1440p – und Raytracing ist für dich nur ein Bonus, kein Muss? Dann ist die RX 6700 XT die Karte für dich.
Sie ist nicht die modernste, aber sie ist die vernünftigste Wahl in ihrer Preisklasse. Vor allem durch ihren großen VRAM-Puffer altert sie deutlich besser als viele neuere Modelle mit 8 GB – und macht sie zur idealen Karte für anspruchsvolles, aber preisbewusstes Gaming.
Empfehlungen nach Budget und Anspruch
Premium-Klasse (bis 300 €):
→ Sapphire Nitro+ oder PowerColor Red Devil
Wenn du Wert auf maximale Kühlreserven, leisesten Betrieb und Top-Verarbeitung legst – ohne Rücksicht auf Platz oder ein paar Euro mehr.
Preis-Leistungs-Tipp (230–270 €):
→ XFX MERC 319 oder Sapphire Pulse
Solide, leise, gut verarbeitet – hier bekommst du Top-Leistung zum fairen Preis. Die MERC ist leiser, die Pulse kompakter.
Budget-Wahl (200–230 €):
→ Sapphire Pulse oder PowerColor Fighter
Wenn das Budget eng ist, aber du trotzdem eine gute 1440p-Karte willst. Pulse ist sicherer, Fighter nur bei gutem Gehäuse-Luftstrom.
Nicht empfehlenswert – außer bei Extremrabatt:
→ MSI Mech 2X
Nur was für Bastler mit Undervolting-Know-how. Sonst lieber Finger weg.